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Wasserkraft – wie hilft sie in der Energiekrise?

Das Verwenden von Wasserkraft hat eine jahrhundertealte Tradition. Anfangs wurde die Energie des Wassers direkt mechanisch genutzt: damit wurden Mühlen betrieben. Heute wird die erzeugte Energie mit Generatoren in Strom umgewandelt. Wasserkraft leistet seit vielen Jahren einen wichtigen Beitrag zur Stromversorgung. Allerdings ist das technische Potenzial heute weitgehend ausgeschöpft.

Wasserknappheit hat enorme Auswirkungen auf Kraftwerke in weiten Teilen Europas und beeinträchtigt den Gasverbrauch in Deutschland. Die Strompreise schießen in die Höhe.

Kann Wasserkraft in der aktuellen Situation mit den sich verschlechternden weltwirtschaftlichen Beziehungen helfen? Wie verschärft die Dürre die Energiekrise?

Wasserkraft im Einsatz

Wenn wir über die EU sprechen, dann kann der Zustand in verschiedenen Ländern radikal unterschiedlich sein. Beispielsweise erzeugt Österreich aufgrund seiner geografischen Lage den größten Teil seines Stroms aus Wasserkraftwerken.

Mit einem Anteil von zwei Dritteln ist die Wasserkraft landesweit die wichtigste heimische Energiequelle. Im Jahr 2019 erzeugten rund 5.000 österreichische Wasserkraftwerke insgesamt fast 45.000 GWh sauberen Strom, der die Energieversorgung sicherstellte.

Wasserkraft spielt eine sehr wichtige Rolle, um eine unterbrechungsfreie Versorgung in ganz Europa zu gewährleisten. Darüber hinaus ermöglicht diese Technologie in vielen Fällen auch eine Steuerung der Stromerzeugung, da die meisten Unionsbürger morgens und abends besonders viel Strom verbrauchen.

Wasserkraft liefert im Vergleich zu fossilen Energieträgern klimafreundliche Energie. Wasserkraftwerke verbrauchen weder Öl noch Kohle und produzieren daher kein CO2.

Aber nicht alles ist so perfekt, wie man es sich wünscht, und deshalb gibt es in diesem Bereich Schwierigkeiten, die überwunden werden müssen.

Betreiber von Wasserkraftwerken stehen vor Herausforderungen

Zunehmende Strompreise, Gasknappheit, erhöhter Stromverbrauch durch ungewöhnlich hohe Temperaturen können nicht unbemerkt bleiben. Die Energiekrise hält die Öffentlichkeit, Industrie und Politik gleichermaßen in Atem.

Die Weiterentwicklung erneuerbarer Energiequellen wird immer wichtiger. Betreiber und Zulieferer von Kraftwerken und insbesondere Turbinenhersteller sind daher mit unerwartet hohen Anforderungen konfrontiert.

Aufgrund geopolitischer Spannungen hat sich im Energiesektor viel verändert. Zunächst einmal wurde die Lage durch den Krieg in der Ukraine beeinflusst. Jetzt steigen die Preise noch schneller, Lieferungen und Importe werden schwieriger.

Gleichzeitig sind Einzelpersonen und Unternehmen bereits frei von den Einschränkungen im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie. Der Klimawandel schreitet sprunghaft voran, und all dies wird durch angespannte Handels- und Wirtschaftsbeziehungen auf internationaler Ebene angeheizt. Was macht man als nächstes?

Soll man auf erneuerbare Energien und Wasserkraft setzen?

Erneuerbare Energien und Kraftwerke sollten so schnell und effizient wie möglich ausgebaut und optimiert werden. Denn obwohl im Jahr 2020 fast 70% der gesamten Stromerzeugung im Energiemix aus erneuerbaren Energiequellen stammte, blieb noch viel zu tun. Viele EU-Staaten wollen bis 2030 komplett auf erneuerbare Energien umsteigen.

Wasserkraft ist die mit Abstand am weitesten verbreitete Energiequelle in Europa. Obwohl sich der Sektor bereits sehr gut entwickelt, bedeutet die wachsende Nachfrage höhere Qualitätsstandards und die Notwendigkeit, in Innovationen zu investieren.

Aufgrund der aktuellen Situation müssen Kraftwerke besser denn je laufen, Wartungsintervalle möglichst lang und Ausfälle so gering wie möglich sein. In diesem Zusammenhang stehen Komponentenlieferanten und Turbinenhersteller auch vor unerwarteten Entwicklungshürden.

Wasserkraft in Europa auf einen Blick

Während in Ländern wie Spanien, Italien und Portugal das Wasser durch Dürre immer knapper wird, wächst in Deutschland und Österreich die Nachfrage nach Wasserkraft. Dies ist bereits die Hauptenergiequelle in diesen Ländern.

Die Stromerzeugung aus Wasserkraftwerken ist zu diesem Punkt sehr weit entwickelt, sodass man in naher Zukunft grundsätzlich mit ihrer Unterstützung rechnen kann.

In Österreich gibt es 5.000 Wasserkraftwerke, davon 4.000 Kleinwasserkraftwerke. Die drei leistungsstärksten Kraftwerke Österreichs sind:

  • KW Silz in Tirol mit 500 Mega-Watt
  • Kopswerk 2 in Vorarlberg – 525 Mega-Watt
  • Maltakraftwerk-Hauptstufe in Kärnten mit 730 Mega-Watt

In Deutschland gibt es etwa 7.290 Wasserkraftwerke, davon 5.250 Kleinkraftwerke. In der Bundesrepublik wurden 2019 allerdings nur 30.000 GWh Strom aus Wasserkraft erzeugt. Damit wurden 3,7% des deutschen Bruttostromverbrauchs aus Wasserkraft gedeckt.

Für ein Fazit ist es noch zu früh

Wasserkraft ist lokal, erneuerbar und zuverlässig. Gerade in der aktuellen Situation ist Wasserkraft als umweltfreundliche und stabile Energiequelle mehr denn je gefragt.

Je höher die Nachfrage, desto mehr Tatkraft und Interesse wird in die Entwicklung neuer und besserer Systeme investiert. Es bedeutet aber auch, dass Kraftwerksbetreiber in die Erweiterung und Modernisierung ihrer eigenen Anlagen investieren, Komponenten austauschen und damit verbessern müssen. Zudem ist das Problem der erschöpften Ressourcen noch nicht gelöst.

Heute ist die Notwendigkeit Nummer 1, bestehende Kraftwerke so zu erweitern und aufzurüsten, dass alle Komponenten einem erhöhten Verbrauch standhalten. Der Ausfall von Wasserkraftwerken kann nicht nur Millionenschäden bedeuten, sondern zumindest in Österreich und Deutschland auch die Energieversorgung gefährden.